GEOGRAFIE |
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GADES ALPHABETISCH |
Gades (Cádiz in
Andalusien/Spanien) Namensgebung Der älteste überlieferte Name für Gades ist phönizischen Ursprungs und lautet Gadir, was soviel wie Burg oder Festung bedeutet. Die Griechen nannten die Stadt Gadeira (in ionischem Griechisch: Gedeira), die Römer schliesslich Gades (nova). Phönizische und römische Siedlung zusammen wurden als Gades gemina (Zwillingsgades) bezeichnet. Der moderne Name Cádiz zeigt deutlich die antiken Wurzeln über arabische Vermittlung von Quadiz. Die ebenfalls überlieferte grch. Bezeichnung Kotinoussa - der Name bezieht sich auf grch. kotinos für einen wilden Ölbaum - scheint sich mehr auf die antiken Inseln, denn als die Siedlung selbst zu beziehen. Zwei Siedlungen auf drei Inseln Gades ist eine Kolonialgründung von der phönizischen Stadt Tyros aus und diente u.a. dem Handel mit Tartessos. Der Zeitpunkt wurde von den antiken Autoren einhellig mit 1104 v.Chr. angesetzt, doch konnten bislang nur Monumente bis in das 9.Jh.v.Chr. nachgewiesen werden. Im wesentlichen hängt die Frage nach dem Zeitpunkt eng mit den Gründungsdaten von Karthago und Utica zusammen. Geografisch gesehen lag das antike Gades auf drei Inseln; die älteste phönizische Siedlung auf der heute zum Festland zählenden (Halb)Insel Aphrodisias (heute San Sebastian). Das römische Gades wurde später auf der grösseren Insel planmässig neu angelegt. Leider hat sich hievor kaum etwas erhalten. Derart an der Küste gelegen wandten sich die Strassen erst im Landesinneren in andere Richtungen, so östlich nach Carteia und nördlich nach Hispalis. Verwaltungstechnisch gehörte die Stadt ab 197 v.Chr. zur Provinz Hispania ulterior und in der Kaiserzeit zur senatorischen Provinz Baetica, die auch in der Spätantike nicht geteilt wurde. Gades war der Sitz eines (von insgesamt vieren in der Provinz) conventus (Versammlung im Zentrum eines Gerichtsbezirkes, wo der Statthalter Recht sprach). Geschichte der Stadt von den Karthagern zu den Römern Die tyrische Siedlung wurde um 500 v.Chr. direkt von Karthago abhängig. Sie spielte in den Feldzügen Hamilkars, Hannibals, Hasdrubals und Magos eine wichtige Rolle. Von hier aus drangen die Karthager ins Innere der iberischen Halbinsel vor. Als Handelsstadt sah Gades die Konfrontation mit Rom als Bedrohung, wechselte deshalb rechtzeitig die Fronten und erhielt nach dem Einmarsch von Scipio Africaus kurz nach 206 v.Chr. einen Freundschaftsvertrag und den Status einer civitas foederata (verbündete Stadt). Die auf die iberische Halbinsel vordringenden Römer bedienten sich häufig der Stadt als Versorgungsstützpunkt. Während des Bürgerkrieges am Ende der Republik stand Gades treu auf Seiten Caesars und bot ihm gewichtige Unterstützung in seinem Kampf gegen Pompeius. Als Dank hierfür verlieh Caesar den Einwohnern das Bürgerrecht. Unter Augustus war ihr Status der eines oppidium civium Romanorum (fremde Stadt mit römischem Bürgerrecht) und später municipium (Siedlung mit Stadtrecht), das sich zur Ehre des Kaisers Augusta Urbs Iulia Gaditana nennen durfte. Lucius Cornelius Balbus - der grosse Förderer Die römische Siedlung Gades nova samt neuem Hafen wurde auf Betreiben eines ihrer Söhne angelegt: Lucius Cornelius Balbus. Er war 40 v.Chr. der erste nichtstadtrömische Consul geworden und wurde ob seines Reichtums von vielen beneidet. Als Anhänger Caesars und Octavians sowie als grosszügiger Stifter war er über die Grenzen der Stadt hinaus eine bekannte Persönlichkeit. Sein ebenfalls in Gades geborener Neffe gleichen Namens sollte der letzte Privatmann sein, der einen Triumph zugesprochen bekam. Die Investitionen in die Infrastruktur rentierten sich rasch. Gades konnte sich über die Jahrhunderte als blühende Handelsmetropole halten. Die Erträge der fruchtbaren Umgebung, der Fischfang und die Schifffahrt bildeten die Säulen der einheimischen Ökonomie. In der hohen Kaiserzeit soll die Einwohnerzahl nur hinter Rom zurückgestanden haben (auf Alexandria in Ägypten hatte man wohl vergessen). Für die Stadt sind über 500 römischen equites (Rittern) belegt - eine Zahl die im wesentlichen nur von Rom selbst und vielleicht Patavium (Padua) übertroffen wurde. Schlussendlich ist noch von einem kulturellen Exportschlager zu berichten: Die gadischen Tänzerinnen waren im gesamten Mittelmeerraum berühmt und wurden allerorts in höchsten Tönen gelobt. Die Religion - eine wichtige Komponente Die (Halb)Insel San Sebastian verfügte über einen Tempel der Venus Marina (mit einer noch heute erhaltenen Orakelhöhle), was ihr den Namen Aphrodisias eintrug. Auch Hera wurde dort seit Urzeiten verehrt. Dem Kult zugrunde lag die phönizische Tanit, welche der grch. Hera entspricht. Dem Herculeskult begegnet man auf der 18 km vor Gades liegenden Insel mit heutigem Namen Santipetri. Ursprünglich lag dort ein Tempel des tyrischen Gottes Melkart, der später mit Hercules gleichgesetzt wurde. Erwähnt wurde die Anlage, von der sich leider infolge des platzgleichen Baus eines spanischen Forts im 17.Jh. kaum etwas erhalten hat, vor allem durch den Philosophen Poseidonios. Der Tempel besass zwei berühmte Kultsäulen, die man fälschlicherweise später als die Säulen des Herakles bezeichnete, sowie zwei Altäre - für Melkart und für Hercules. Laut Apollonius von Tyana war der Tempelbetrieb Mitte des 1.Jh.n.Chr. noch immer rege. Als religiöse Pilgerstätte hatte der Tempel insofern eine Bedeutung, als man mythologisch Gades als eine Gründung des Halbgottes annahm, die er nach der Erfüllung seiner 10. Heldentat ausgeführt haben soll. Im 3.Jh.v.Chr. erklärte man einen tumulus (vorzeitlicher Grabhügel) ausserhalb von Gades zum Grab des von Hercules getöteten dreileibigen Riesen Geryones. Im Zeitalter der Glaubensveränderungen lag Gades inmitten eines stark christianisierten Gebietes, ohne jedoch bereits zu den frühesten wichtigen Christengemeinden zu zählen. Möglicherweise bremsten die vorhandenen alten Kultstätten etwas die Entwicklung. Gades in der Spätantike Ein bislang nicht enträtseltes Phänomen ist der abrupte Übergang von der Hochantike in die Spätantike für Gades. Aus der reichen, dicht besiedelten Stadt scheint beinahe über Nacht eine zerstörte, kleine und arme Siedlung geworden zu sein; so jedenfalls der Eindruck des römischen Dichters Rufius Festos Avienus in der 2.Hälfte des 4.Jh.n.Chr. Nach dieser Zeit wird die Stadt überhaupt nicht mehr erwähnt und für die Byzantiner bedeutete Gades schlichtweg das westliche Ende der Welt. 411 n.Chr. drangen die Alanen Vandalen auf ihrem Zug nach Afrika in Spanien ein und 458/459 folgten ihnen die Westgoten. In dieser Zeit scheint Gades bereits zur Kleinstadt herabgesunken gewesen zu sein. Das mangelnde Interesse der Goten an der Seefahrt und dem Seehandel wird zur weiteren Verödung des Küstenstriches beigetragen haben. Ab 554 liess Kaiser Iustinianus den Süden der iberischen Halbinsel besetzen und für die nächsten gut 25 Jahre gehörte die Kleinstsiedung Gades zum Byzantinischen Reich, ehe die Westgoten unter Leowgild die Byzantiner wieder aus dem Land warfen. Leben kam in die Gegend erst wieder ab 711 n.Chr. mit den maurischen Eroberern unter Abd er Rhaman, als Gades militärische Bedeutung erlangte. Sie nannten die Stadt nun arabisch Quadis und beherrschten das Gebiet bis 1262 (unter diversen Dynastien und selbständigen Teilreichen), als Alfons X. von Kastilien die Mauren nach über 550jähriger Herrschaft vertreiben konnte. |
Auch Gades wurde nicht an einem Tag erbaut... |
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Quellen: "Der kleine Pauly"; Wikipedia.org |
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