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GASTMAHL

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Gastmahl

Private Gastmähler

Wenn vom Gastmahl gesprochen wird, so ist ausschliesslich die cena am Ende des Arbeitstages gemeint (im Gegensatz zur landläufigen Meinung hat man in der Antike langsamer und auch stundenmässig weniger gearbeitet als heute!). Wichtigstes Utensil für das Gastmahl war das triclinum (dreiliegiges Speisesofa), auf dem die Gäste liegend Platz nehmen konnten. Sie wurden entweder als Holzmöbel oder fixe Steinkonstruktionen gebaut.

Der Begriff ging auch auf eigene Speisessäle. Wer es sich leisten konnte, legte sich mehrere solche Räumlichkeiten zu, die ausserdem bunt herausgemalt wurden. Am begehrtesten waren offene Sommertriklinen, die in ein Peristyl münden. Bei Leichenschmaus und Jahresfeiern gab es zudem das triclinum funebre.

Zur idealen Tafelrunde des klassischen römischen Gastmahls gehörten neun Personen, die auf drei triclina Platz fanden. Diese wurden hufeisenförmig um einen runden Tisch platziert. In engen Räumen standen diese mit der Rückseite zur Wand, andernfalls gab es eine circumitio (Umgang). Die Griechen stellten auch mehr als drei Klinen zusammen und gaben einer jeder einen eigenen Tisch; ein Brauch der in Rom selten anzutreffen war.

Die Gäste stützten sich mit dem linken Arm ab und konnten so mit der Rechten nach Speisen und Getränken greifen. Da es damals kein Besteck gab - lediglich Löffel standen für Suppen und ähnliche Gerichte zur Verfügung - ass man mit der Hand. Zur Säuberung derselben standen in besseren Haushalten Waschschüsseln samt Handtücher bereit. Letzte wurden auch gerne dazu benutzt, etwas vom Vorgesetzten heimlich oder auch ganz offiziell mit nach Hause zu nehmen.

Verteilung der Liegeplätze
auf drei Triklinen

I: lectus imus (untere Liege)
II: lectus medius (mittlere Liege)
III: lectus summus (äussere Liege)

M: mensa (Tisch)

a: locus summus (äusserer Platz)
b: locus medius (mittlerer Platz)
c: locus imus (unterer Platz)

P: Hausherr
H: Ehrenplatz

 

Die Plätze auf einem triclinum trugen eigene Bezeichnungen. Bei drei Klinen zu drei Liegeplätzen ergab das neun Positionen. Zwei davon waren bevorrangt. Der Hausherr lag auf dem locus summus in lecto imo und der Ehrenplatz dürfte der locus imus in lecto medio gewesen zu sein. Gegen Ende der Republik tauchte mit dem sigma (nach dem gleichnamigen Buchstaben wegen der Form) ein halbkreisförmiges Bett auf und machte den drei triclina Konkurrenz.

In ältester Zeit durften in Rom nur die Männer auf den Klinen Platz nehmen. Die Frauen nahmen auf Sesseln an der cena teil. Bei den Etruskern waren beide Geschlechter gleichberechtigt beim Essen zu liegen und im Laufe der Republik passten sich die Römer hierbei dem etruskischen Beispiel an.

Die cena für Gäste fiel natürlich üppiger aus, als jene für die eigene Familie. So bürgerte sich eine Teilung in drei Gänge ein. Die gustatio (Vorspeise) beinhaltete fast immer Eier und wurde mit mulsum (Honigwein) begossen. Zur caput cenae (Hauptspeise) und oftmals in mehrere Gänge zerfallenden cena trank man nur wenig gewässerten Wein. Vor der secunda mensa (Dessert) wurde zu den Laren, zum genius des Hausherrn und später auch zu dem des Kaisers gebetet - nachdem man bereits vor der gustatio die Götter angerufen hatte - und ihnen geopfert. Die Nachspeise enthielt in aller Regel Obst und gerne Kuchen.

Handelte es sich um ein Gelage festlicheren Ausmasses, so wurde die secunda mensa zur commissatio (Fest). Die Teilnehmer wurden bekränzt, parfümierten sich und wählten einen magister (auch rex oder arbiter) bibendi (Festkönig). Dieser legte das nunmehr geltende Mischungsverhältnis von Wasser zu Wein fest und die Zahl der Becher, die jeder Gast zu leeren hatte. Dies war auch die Zeit für begleitende Darbietungen, schöngeistige Diskussionen oder Lesungen und Würfelspiele. Wer etwas auf sich hielt legte die vestis cenatoria (auch synthesis; Abendgarderobe) an. Leider ist über deren Aussehen nichts auf uns gekommen. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass man sich hierbei der Toga entledigte und bequemere und vor allem bessere Kleidung (wohl meist Mäntel) anlegte.

Bis zum Ende der Republik zogen sich in traditionsbewussten Haushalten die Frauen stets am Beginn der secunda mensa in ihre Privatgemächer zurück. Während der Kaiserzeit nahm man das Ganze dann nicht mehr so genau und aufgrund zahlreicher Schimpftiraden von Moralisten zeigt sich die rege Teilnahme der Frauen an den Gelagen bis zum Morgengrauen. Doch mündete eine cena nur sehr selten in Orgien (und dann auch nur in reichen Haushalten). Die grosse Masse der Gastmähler verlief wie ein gutes und langes Abendessen und wurde vielfach vor dem Einbruch der Dunkelheit beendet.. Es ist zu bedenken, dass es damals keine Massenmedien gab und das gesellige Zusammensein einen höheren Stellenwert als heute hatte.

Öffentliche Gastmähler

Im Unterschied zum privaten Gastmahl standen Bankette, sowohl öffentlicher, als auch privater Natur. Für sie gab es keine Personenbegrenzung. 166 v.Chr. wurde übrigens ein Gesetz erlassen, das die Zahl der Teilnehmer bei Gastmählern beschränken sollte. Es sollte sich als völlig wirkungslos erweisen.

Öffentliche Bewirtungen kamen im frühen Rom an speziellen Feiertagen vor und wurden von priesterlichem Personal organisiert. Die Besucher hatten sich an die Etikette zu halten und ungebührliches Verhalten war fehl am Platz. In gleichem Masse fanden meist auch bei Triumphzügen derartige Bankette statt. Auf Kosten des Triumphators erhielt das Volk frei Kost (meist in Bezug zum besiegten Volk).

Vespasian und Titus luden ausgewählte Bürger zu einer Tafel und verzichteten auf grosse vom Kaiser gesponserte Gelage. Tiberius liess es sich nicht nehmen an 1.000 Tischen das Volk zu bewirten, wobei eine Partie nach der anderen zur Verköstigung gelangte. Lucullus und Caesar hingegen liessen für ganz Rom auftischen. Bei Caesar waren es 20.000 Tische mit zahlreichen Begleitveranstaltungen, wie etwa Gladiatorenkämpfe. Die Festivitäten werden sich mehrere Tage hingezogen haben.

Für den gemeinen Bürger viel wichtiger als die grossen Gelage waren die Bankette, die im Rahmen der Religions- und Berufskollegien veranstaltet wurden. Die römische Religion war bekanntlich sehr praxisorientiert, sodass für das Opfer an die Gottheiten die eher ungeniessbaren Teile des Opfertieres verwendet wurden. Der grosse Rest kam als Opfermahl verkocht auf den Tisch der Kollegiumsmitglieder. Das gemeinsame Mahl nach den religiösen Handlungen an die mit den Menschen verbundenen Götter war ein integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens der Antike. So gelangten auch Menschen, die sich kaum Fleisch leisten konnten in den Genuss desselben.

Diverse Amphoren aus der Kaiserzeit. Die bauchige Amphore im Vordergrund wurde speziell für Olivenöl verwendet.


Quellen: R.Maier, Apicius "De re coquinaria", M.Junkelmann "Panis militaris", H.Pleticha, O.Schönberger "Die Römer", J.-C.Fredouille "Lexikon der römischen Welt", K.-W.Weeber "Alltag im alten Rom" & "Die Weinkultur der Römer", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)