KULTUR |
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ARZT |
Medizinische Berufe in der Antike Hebamme Im Gegensatz zur Ärztin übte die Hebamme eine auf einen einzigen „medizinischen Vorgang“ gerichtete praktische Tätigkeit aus, bei der es vor allem um Geschick ging. In diesem Sinne wurde bereits in Athen von der maieutike techne (Hebammenkunst) gesprochen. Dies zeigt, dass es sich bereits um einen Beruf von hoher Reputation handelte, in dem kaum Männer arbeiteten. Zur Zeit Platons scheint nur jenen Frauen der Status einer Hebamme zuerkannt worden zu sein, wenn sie ausser dem üblichen gebärfähigen Alter waren und selbst Kinder geboren hatten. Auch ist nicht klar, wie die Unterweisung der Hebammen geschah; denn theoretischer Unterricht ist mit Sicherheit auszuschliessen. Auch über die Gewerbsmässigkeit des Berufes konnte bislang nichts Schlüssiges ermittelt werden. In den frühen medizinischen Schriften kommen Hebammen nur selten vor; dann aber als Spezialisten im Diskurs mit den gewöhnlichen Ärzten. Anfang des 3.Jh.v.Chr. richtete mit Herophilos erstmals ein Arzt ein Werk über Geburtshilfe dezitiert an Hebammen und Galen widmete sein Buch über die Anatomie der Gebärmutter einer solchen. Aus späterer Zeit weiss man, dass sich Römerinnen im Krankheitsfall aus Scham sich entkleiden zu müssen eher an ihre Hebamme wandten, als einen ihnen fremden Arzt. In diesem Sinne ist auch die Tätigkeit der römischen Ärztinnen zu sehen, die vielfach ihr medizinisches Wissen hinter ihrem eigentlichen Brotberuf Hebamme tiefstapelten. Dies spiegelt sich u.a. in der grch. Berufsbezeichnung iatromaia (Arzthebamme) wieder. Während der Herrschaft des Kaisers Trajan entwickelte der Arzt Soranos von Ephesos das Idealbild einer gebildeten römischen Hebamme. Sie sollte integer vom Charakter her sein, in Theorie und Praxis bewandert sowie Hygiene und Therapie beherrschen. Hieraus ist abzulesen, dass es mittlerweile theoretische Unterweisungen gab und auch die Forderung nach der Erfahrung der eigenen Geburt war fallengelassen worden. Im krassen Gegensatz dazu stand im Westreich das Ansehen der Hebammen auf dem Land, da sie meist auch das Wissen um Empfängnisverhütung und Abtreibung besassen und darüber hinaus noch uralte magische Rituale praktizierten. Daraus lässt sich wiederum erkennen, dass auf dem Lande das alte Wissen rund um die Geburt von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Nicht umsonst gab es zahllose Geburtsgottheiten und Geisterwesen. Amme Ammen wurden seit Beginn der schriftlichen Aufzeichnungen erwähnt. Meist betraute man eine Haushaltssklavin mit dieser Tätigkeit. In Rom konnte man später Ammen auch mieten. Platon verwahrte sich gegen die Verwendung von Ammen, die er als ein Zeichen der Dekadenz ansah. Im allgemeinen bevorzugte man trotzdem das Stillen durch die Mutter; vor allem der psychischen Bindung wegen. Man dachte damals nämlich, dass durch die Milch Charaktereigenschaften übertragen werden konnten. Aus diesem Grund empfahl der Arzt Soranos von Ephesos äusserste Sorgfalt in der Auswahl der Amme. Zu einem regen Aufschwung kam es in der römischen Oberschicht ab dem 2.Jh.v.Chr. und der Schriftsteller Tacitus hält den reichen Römerinnen die Germaninnen vor, welche seiner Meinung nach völlig ohne Ammen auskamen. Der damaligen Mode entsprechend sollte die ideale Amme in Rom eine Griechin von 20 bis 40 Jahren sein, sauber, gesund und integer, sowie mehrfach geboren haben (vgl. dazu die Anforderungen an die Heb-amme). Um die Qualität der Ammenmilch hochzuhalten, wurde manchmal eine spezielle Diät verordnet. Solche Angaben kennt man u.a. aus Dienstverträgen, die sich auf ägyptischen Papyrii erhalten haben. Die Beweggründe für die Beschäftigung einer Amme waren vielschichtig. Erwähnt wurden: Mangel an Muttermilch, Unannehmlichkeit des Stillens für die Mutter, Furcht vor Verunstaltung der weiblichen Brust und natürlich der Tod der Mutter im Kindbett. Schlussendlich ist von der Amme die assa (grch. trophos; Kinderwächterin) zu unterscheiden, welche lediglich über die Säuglinge wachte und sie nicht stillte. Sowohl von assae als auch nutrices ist bekannt, dass sie oftmals mit den ihnen zur Obhut übergebenen Kindern eine lebenslange Bindung aufrechterhielten. |
Terrakottastatuette einer alten Amme
mit typischer Kopfbedeckung |
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Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", "Der kleine Pauly" |
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(PL) |