KULTUR |
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ITALIEN
1.Jh.n.Chr |
Die Antoninische "Pest" 165 n.Chr. Herkunft & Weg der Seuche Die Antoninische oder manchmal auch Galenische "Pest" genannte Seuche wurde im Zuge des Partherfeldzuges des Lucius Verus in das Römische Reich eingeschleppt. Erstmals nachzuweisen ist ihr Auftreten 165 n.Chr. in der Stadt Nisibis, bald darauf in den Bevölkerungszentren Smyrna und Ephesos und schliesslich tauchte sie selbst in Britannien auf. Die Epidemie folgte den Handelsrouten zu Lande und zu Wasser, auf denen die in ihre angestammten Lager zurückkehrenden Soldaten reisten. Erstmals wurde eine Seuche, die durch ihre lange Inkubationszeit nicht rasch erkannt werden konnte, auf logistischem Wege im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. Die erste Stadt auf europäischem Boden, die mit der Seuche konfrontiert wurde war Athen und 166 - also nur ein Jahr nach ihrem erstmaligen Erscheinen - traten die ersten Fälle in Rom auf. Des Kaisers Arzt Galen floh umgehend nach Pergamon, wurde jedoch auf Befehl von Marcus Aurelius in das Heerlager an der oberen Donau zurückbeordert. Die 170er Jahre begannen für die Menschen mit Hoffnung, denn die Epidemie hatte durch eine immer zahlreicher werdende Immunisierung der Bevölkerung an Kraft verloren. Doch in den nächsten Jahren trat sie in Wellen immer wieder zu Tage und selbst der bereits gesundheitlich angeschlagene Marcus Aurelius dürfte ihr 180 n.Chr. zum Opfer gefallen sein. Die allgemeine Durchseuchung des Mittelmeerraumes hatte also dazu geführt, dass die "Pest" jahrzehntelang endemisch blieb und immer wieder lokal aufflackerte. Suche nach Ursachen Als religiöse Ursache sah man schon bald die Plünderung eines Tempels in Nisibis durch römische Legionäre an, die angeblich ein kleines Kästchen geöffnet hatten, aus dem ein tödlicher Hauch entwichen sein soll. Die mythologische Deutung im Sinne der Büchse der Pandora, mit der alles Leid in die Welt kam, ist frappant. Wie zu allen Zeiten der Antike, wandten sich viele Gesandtschaften von Städten an die Orakel um Ratschläge zur Abwendung von Seuchenunheil zu erhalten. Einige Antworten aus Delphi sind fragmentarisch erhalten geblieben und liefern Anweisungen für umfangreiche rituelle Handlungen zu Ehren vieler Gottheiten. Auswirkungen Die städtische und kaiserlichen Behörden waren gegenüber der Epidemie machtlos. Es gab kein Heilmittel und auch die Verbreitung konnte nicht verhindert werden, denn die Einrichtung eines Cordon sanitaire überstieg die damaligen Möglichkeiten. Die hohe Todesrate bewirkte durch die beibehaltenen aufwändigen Bestattungsriten zwar einen Boom bei Steinmetzen, jedoch auch finanzielle Schwierigkeiten bei den betroffenen Familien. Der Kaiser sah sich genötigt den Gräberluxus per Gesetz zu beschränken. Auch bei den öffentlichen Ämtern in den Städten machte sich der Schwund bemerkbar und auch hier musste Marcus Aurelius eingreifen, indem er die Zugangsbeschränkungen für solche Ämter lockerte (z.B. im Aeropag in Athen). Manchmal fand sich aber überhaupt niemand mehr, der öffentliche und damit kostenintensive Aufgaben übernehmen wollte. In Athen wollte in drei von vier Pestjahren niemand Archont werden und die Amtslisten erwähnen ein aussagekräftiges Wort: anarchia. Wie die Attische war auch die Antoninische "Pest" keine Erkrankung des Pesterregers, der erst in Justinianischer Zeit den Mittelmeerraum erreichte. Aufgrund der überlieferten Symptome wird heute von einer tödlichen Pockenerkrankung ausgegangen. Sie dürfte in zwei Wellen 165 bis 167 und ab 177/178 aufgetreten. Nach 180 brannte die Seuche beinahe plötzlich aus, da die Zahl der mittlerweile Immunisierten einen Grossteil der Bevölkerung ausmachte. Trotzdem blieben die Pocken endemisch und als genügend Menschen ohne Immunisierung nachgeboren waren konnte es in den 230er Jahren erneut zu einer grossflächigen Epidemie kommen. Interessanterweise ist man über lokale das Ausmass der Sterbefälle gut informiert, die sich vor allem in Ägypten über Berichte und Steuerlisten erhalten haben. Demnach kann man eine Mortalitätsrate von 25 bis 30 % annehmen. In den Papyri anführte Werte bis an die 90 % beinhalten auch Flüchtende, einerseits vor der Krankheit, andererseits vor dem dadurch erhöhten Steuerdruck. |
Die Seuche nahm ihren Ausgang am Euphrat & verbreitete sich rasch im ganzen Imperium. (Zum Vergrössern der
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Quellen: K-H.Leven "Antike Medizin", M.Meier "Pest", "Der kleine Pauly" |
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(PL) |