WIRTSCHAFT |
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AES |
Das Aes Allgemeines Das lateinische Wort Aes bedeutet schlichtweg Metall (allen voran Kupfer) und alle daraus abgeleiteten (primitiven) Geldformen. In Mittel- und Süditalien wurde Kupfer als allgemeiner Wertmesser eingeführt, was sich auch in zahlreichen abgeleiteten Wortbezeichnungen zeigt: Aes militare (= Sold), Aes equestre bzw. Aes hordiarium (Geld zur Anschaffung von Staatspferden) oder Aerarium (mobiles Vermögen). Die entsprechende Wortverwendung lässt sich bis um das Jahr 100 n.Chr. belegen. Abgekürzt wird Aes mit AE (oder in Lignatur Æ), das auch heute noch in der Numismatik für Münzen aus Kupfer- und Bronzelegierungen verwendet wird. Aes rude Unter Aes rude verstand man in der frühen römischen Antike rohes Kupfer; manchmal auch Kupfererz. Es erscheint am Beginn des 1.Jahrtausend v.Chr. als raudera (grober Brocken). Als Zahlungsmittel wurde Rohkupfer oder entsprechende Legierungen (teilweise ist es unmöglich Legierungen von Verunreinigungen zu trennen) mit der Waage abgewogen. Der archäologische Befund zeigt Gusskönige (am Boden des Schmelztiegels abgesetztes (Rein)Metall), Platten und Stangen (vor allem Bruchstücke davon). Um den Tausch damit zu erleichtern wurden des öfteren Gewichtsmarken angebracht. Aes rude bezeichnet das erste über Naturalien (wie etwa Vieh) hinausgehende Zahlungsmittel in Mittel- und Oberitalien (für Süditalien & Sizilien ist der Befund unsicher) und war vor allem für den lokalen Verkehr bestimmt. Als die Anforderungen an die Zahlungsmittel Ende des 4.Jh.v.Chr. stiegen wurde Aes rude zum Aes signatum weiterentwickelt. Wie man daran erkennt, kam Rom erst relativ spät zur Geldwirtschaft und diese Vorstellung passt eigentlich nicht recht zur Tatsache eines belebten Handelsplatzes. Aber eben darin liegt auch die Lösung für diese Ungereimtheit. Durch den regen Handel mit den etruskischen Landen einerseits und den griechischen Kolonien in Süditalien andererseits wird das für den Handel notwendige Bargeld in die Stadt gekommen sein. Basis hierfür lieferten die jene nahen Gebiete mit Salzgewinnung, die schon früh dem römischen Staat einverleibt wurden. Die Etrusker kamen übrigens das 7. & 6.Jh.v.Chr. mit griechischen Münzen sowie zugewogenen Silberbarren aus und begannen erst dann selbst zu prägen. Damit gab es auch für Rom eigentlich zwei Wirtschaftskreise: erstens die landwirtschaftliche Binnenwirtschaft mit Tauschhandel sowie Aes rude und den Fernhandel mit fremden Münzen. Aes signatum Aes signatum (lat. markiertes Kupfererz) war das erste nach normierte Geld Mittelitaliens und stellt auf dem Weg vom Aes rude hin zum Aes grave - der eigentlichen Münze - eine Zwischenstufe dar. Von seinem Äusseren her gestaltete es sich als rechteckiger Bronzebarren mit meist religiös motivierten Symbolen bei einem Gewicht von mehreren röm. Pfunden (Abweichungen von der Norm oft eklatant). Häufig wurden abgehackte Teilstücke gefunden, was auf einen deutlichen Bedarf kleinerer Nominale hindeutet (vgl. Bemerkung voran). drei Aes-Signatum-Barren mit
Heroldsstab, Dreizack & Anker, 260/242 v.Chr. Die ersten Stücke wurden mit trockenen Zweigen oder Fischgrätenmuster versehen und werden meist Norditalien zugerechnet. Diese primitiven Formen wurden bald verdrängt durch beidseitige Symbole: Elefant & Schwein, Schwert & Dolch, ovaler Schild aussen & ovaler Schild innen, Amphore & Lanzenspitze, Schwert & Scheide, Dreizack & Heroldsstab, Kornähre & Dreifuss, Anker & Dreifuss, 2 Hühner & 2 Rostra, Stier von rechts & Stier von links sowie Adler & Pegasus (samt der Inschrift ROMANOM was die Prägung in Rom beweist). Inwieweit das Geld für Opfergaben oder Kriegsbeuteanteile produziert wurde, ist bislang nicht geklärt. Auch ist eine halbamtliche Verwendung und damit Nachwiegung denkbar. Vorder- &
Rückseite eines Aes-Signatum-Barrens mit Elefant &
Schwein; Aes grave Aes grave (lat. schweres Kupfer) bezeichnete die ersten Kupfermünzen Mittelitaliens. Diese grossen und damit schweren Münzen standen zuerst in Apulien, Campanien und Umbrien sowie den Etruskern an der Wende des 4. zum 3.Jh.v.Chr. in Verwendung, ehe sie auch in Rom (vielleicht ab 338 v.Chr.) gegossen wurden. Das Gewicht richtete sich nach dem römischen Pfund, das sich allerdings erstens für den Fernhandel zu klobig und zweitens als gegenüber dem Silber überbewertet erwies. Die ersten Prägungen waren überhaupt von sehr unterschiedlichem Gewicht. Rasch erfolgte deshalb eine stufenweise Reduzierung des Münzfusses. Als Münzbezeichnung wurde das von Aes abgeleitete As für diese Kupfermünzen verwendet. Um einzelne Nominale des Aes/As unterscheiden zu können wurden Buchstaben und Punkte als Wertzeichen verwendet. Obwohl die römische Aes grave des öfteren mit jenen anderer Städte aus der Sicht des Münzfusses nicht zusammenpassten (Duodezimalsystem versus Dezimalsystem) konnten deren Münzausgaben die gleichen Namen besitzen. Bestes Beispiel ist der Quincunx zu 5 Unzen. So wurden in diesen Städten unter den angeführten Bezeichnungen eigene Münzen nach lokalem Münzfuss (z.B. Luceria, Venusia) geprägt. Als seltenstes Teilstück ist die Quartuncia anzusehen, welche nur für ca. 217 v.Chr. in einer einmaligen Ausgabe belegt ist. Es handelt sich dabei um die kleinste jemals ausgeprägte Nominale Roms. Auf der anderen Seite sind seltene Vielfachwerte Quincussis und Decussis. Sie wurden im gleichen Zeitraum ebenfalls nur in einer Serie ausgeprägt. Da sich die originalen Namen nicht erhalten haben, sind die beiden Bezeichnungen moderne Analogiebildungen zum allgemeinen Betrag von fünf bzw. zehn Assen in der Kleingeldrechnung, also ein "Fünfer" und ein "Zehner".
Für
die weitere Entwicklung siehe unter As. |
Aes signatum mit dreibeiniger
delphischer Schale, 260/242 v.Chr. |
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Quellen: F.De Marino "Wirtschaftsgeschichte des alten Rom", E.Simon "Die Götter der Römer", "Der kleine Pauly", Zeitschrift "money trend"; moneymuseum.org |
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