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Eparchius Avitus

Herrschaft

Avitus hatte nach dem Angebot des Westgotenkönigs Theoderich praktisch aus dessen Händen das Kaiseramt zu erlangen nur kurz gezögert und wohl auch mit Freude in den Handel eingewilligt. Um der Sache Legitimität zu verschaffen, wurde eilig in Ugernum (Beaucaire) eine ausserordentliche Senatssitzung einberufen und am 9. Juli 455 riefen ihn die Soldaten zum Kaiser aus. Die Prägestöcke mit seinem Konterfeil standen zu diesem Zeitpunkt wohl schon bereit, denn neue Münzen kamen in Arles unverzüglich in Umlauf. Einziger Unsicherheitsfaktor blieb der oströmische Kaiser Marcianus. Doch alle Befürchtungen lösten sich in Luft auf, als die Anerkennung als Kaiser im Westen überraschend schnell eintraf und auch das kaum mehr vorhandene Pannonien für ihn votierte.

Damit war Avitus ein vom Osten anerkannter, von den Westgoten gestützter Kaiser in Gallien. In Italien selbst sah die Lage anders aus. Ende 455 begab sich der neue Kaiser in das italische Kernland um auch dort um Unterstützung zu werben. Indes war man in Rom nicht mit seinem Amtsantritt erfreut. Man warf ihm einen zu aufwändigen Lebensstil vor. Trotz eines gewissen Alters, soll er hinter einigen verheirateten Frauen hergewesen sein und sich anschliessend über die gehörnten Ehemänner lustig gemacht haben. All dies wird jedoch eher in das Reich der Propaganda zu verweisen sein, denn worum es der römischen Oberschicht wirklich ging, war seine gallische Herkunft. Selbst in dieser bedrängten Zeit pochten die Einwohner der Stadt Rom darauf bei der Ernennung ein Wörtchen mitreden zu dürfen.

Viel akuter als das Grollen der Einflussreichen Roms war eine erneute Bedrohung der Stadt durch die Vandalen. Geiserich hatte eine Flotte von 60 Schiffen auslaufen lassen und bedrohte die italischen Küsten. Auch an den Landgrenzen gab es Probleme und Avitus war klar, dass er zu alt war um wirksame Massnahmen an allen Fronten durchsetzen zu könne. Aus diesem Grund legte er das Reich - wie schon mancher seiner Vorgänger - in die Händen eines germanischen Heermeisters. Der Auserwählte hiess Flavius Ricimer und hatte sich in der Armee hochgedient. Als Sohn eines Suebenfürsten und der Tochter des Westgotenkönigs Wallia war er nicht nur adliger Abstammung, sondern genoss auch höchstes Ansehen bei den Truppen.

Derart in seiner Position gestärkt konnte sich Avitus in Pannonien engagieren, währenddessen Theoderich gegen die Sueben in Spanien zu Felde zog. Ricimer verhinderte die Landung der Vandalen bei Agrigentum in Sizilien und siegte 456 in einer Seeschlacht vor Korsika. Die Vorgehensweise hatte gezeigt, dass das Imperium trotz aller Verfallserscheinungen immer noch in der Lage war an Fronten siegreich zu sein.

Die Siege nutzten dem Kaiser allerdings wenig. In Rom war nicht nur der Senat, sondern auch die Bevölkerung in das Lager der Gegner gewechselt. Die Ursache lag in einer Hungersnot, die die Stadt heimsuchte, als dringend benötigte Getreidelieferungen infolge der Kämpfe nicht rechtzeitig eingetroffen waren. Avitus versuchte das Problem auf administrativem Wege zu entschärfen, indem er die Zahl der Berechtigen für die Getreideversorgung reduzierte. Der Personenkreis hatte sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr ausgeweitet, das gallische und germanische Soldaten in städtischer Umgebung ebenfalls Anspruch auf Gratisgetreide hatten.

Truppen zu entlassen, war ein leichtes, doch sie auch auszuzahlen stellte den Staatshaushalt vor ein gröberes Problem. Rom war erst vor kurzem geplündert worden, sodass es an nötigen Barmitteln fehlte. Avitus griff zu einer ungewöhnlichen Massnahme, die ihm noch mehr Ablehnung bei der stadtrömischen Bevölkerung einbrachte.

Die Vandalen hatten zwar vieles mitgehen lassen, doch die zahlreichen Bronzestatuen der Stadt standen immer noch an ihren Plätzen. Da es sich um kein Edelmetall handelte, hatten sie die Stürme der Zeit überstanden und am meisten dürften ihnen die Tauben zugesetzt haben. Auf alle Fälle liess Avitus zahlreiche Statuen demontieren und verkaufen. Mit dem Erlös bezahlte er die Truppen. Dies sollte des Kaisers Ende bedeuten.

Kaiser Avitus
auf einem Solidus

 
 

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(PL)