Bewertung

Mit Eparchius Avitus war ein fähiger Mann in das Kaiseramt aufgestiegen. Er stand damit ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger Petronius Maximus. Hochgebildet, erfahren im Umgang mit der Diplomatie und mit der Unterstützung der Westgoten hatte er eigentlich die besten Voraussetzungen die brenzlige Situation des Westreiches zu stabilisieren.

Durch seine konsequente Politik schaffte er es, dem Römischen Reich nochmals Siege an allen Fronten zu verschaffen. Leider kam dabei die Innenpolitik zu kurz und es ist auch nicht klar, inwieweit der Kaiser die Machtposition der Senatoren unterschätzt hat.

Die Zeitumstände erforderten Lösungen, denen Avitus mit Kreativität und Organisationstalent begegnete. Wer sonst hätte es geschafft, dass sich Söldner ohne Probleme in ihre Heimat zurückbegaben? Auch die Idee mit dem Einschmelzen von Bronzestatuen zeugt von einer reichen Phantasie des Kaisers im Finden von konkreten Problemlösungen.

Leider waren sowohl Senat, als auch die stadtrömische Bevölkerung nicht seiner Meinung und erkannten auch nicht die strategischen Hintergründe seines Handelns. Hätten ihn die Römer nicht abgelehnt wäre die Entwicklung wohl leicht anders verlaufen; wenn auch die Tendenz zum endgültigen Aus für das Weströmische Reich bereits am Horizont der Geschichte sichtbar war.

Dem Tod des Avitus folgte ein sechs Monate dauerndes Interregnum, währenddessen kein Kaiser regierte. Allein dies zeigt, dass das Kaiseramt an sich zwar Möglichkeiten der Politik bot, aber andererseits auch irgendwie nur mehr Staffage war.

Sein Schwiegersohn, der Schriftsteller Sidonius Apollinaris hat übrigens eine eindrucksvolle Beschreibung des Avitacum (private Villa des Avitus bevor er das Kaiseramt übernommen hatte) hinterlassen.