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Flavius Petrus Sabbatius
Iustinianus (I.)

Bewertung

Die Politik Iustinianus' zeigt deutlich, dass er Augustus zum Vorbild hatte. Wie dieser wollte er die römische Gesellschaft erneuern, die religiöse Basis festigen, den inneren Frieden wahren und Siege über die barbarischen Gegner erringen.

In eben dieser augusteischer Gesinnung betätigte sich Iustinianus auch als grosser Bauherr. Vor allem Kirchen hatten es ihm angetan. So darf es nicht verwundern, dass er den Bau einer der einzigartigen Kathedrale einleitete. Auf den Resten einer 532 im Nika-Aufstand niedergebrannten Kirche wurde unter der Leitung der Baumeister Antehemius von Tralles und Isidor von Milet die Verschmelzung einer Basilika mit einem Rundkuppelbau errichtet. Sie sollte den hohen Stellenwert der kaiserlichen Frömmigkeit unterstreichen. Noch nach Jahrhunderten behielt sie ihre Anziehungskraft und wirkte als Vorbild für den islamischen Kuppelbau.

Die Wiedergewinnung des Westens war ein hehres Ziel, das im Endeffekt infolge mangelnder Ressourcen nicht durchgesetzt werden konnte. Die ersten Gebietsverluste sollten bereits 568, drei Jahre nach des Kaisers Tod, eintreten als die Langobarden in Norditalien eindrangen und das Gebiet für das byzantinische Reich auf alle Zeit verloren ging. Seine Nachfolger mussten auf die meisten Gebiete verzichten und damit wurde der Anspruch auf ein einheitliches Römisches Reich im gesamten Mittelmeerraum mit dem Tod des Iustinianus endgültig ad acta gelegt. 

Der grösste Belastungspunkt seiner Herrschaft blieb die Religionspolitik. Man muss Iustinianus' Eifer um Beilegung der Streitigkeiten loben, doch zeigen die Bemühungen deutlich die Grenzen zwischen weltlicher und religiöser Sphäre. Selbst die erhöhte Position des Kaisers konnte keinen Gesinnungswandel herbeiführen. Auf die Idee eines friedlichen Miteinanders der Weltanschauungen ist damals niemand gekommen, denn es ging neben den religiösen Differenzen vor allem um Macht und Einfluss bis in die kleinste Gemeinde hinein.

Die Oberschicht mokierte natürlich besonders über die Ausnutzung ihrer Gier nach Luxusgütern. Der Perserkrieg hatte etwa die Seidenzufuhr aus China unterbunden und Iustinianus liess das Staatsmonopol dazu verwenden die Einnahmen zu maximieren. Die intensive Monopolbewirtschaftung und die Vergabepraxis an Händlerorganisationen in einzelnen Städten brachten dem Kaiser den Ruf ein besonders habgierig zu sein.

Auch manche Kuriosität hatte Iusitinianus' Herrschaft zu bieten. So wurde eine sogenannte Luftsteuer gemeinsam mit der Bodensteuer erhoben, die dem Fiskus sage und schreibe 3000 Pfund Gold im Jahr erbrachte. Die Pflichtbesessenheit des Kaisers machte so auch vor Details nicht halt und die Arbeitswut forderten natürlich geistigen und gesundheitlichen Tribut. Ruhe, Entspannung und Trost fand Iustinianus vor allem in der Religion. Nach dem heidnischen Kaiser Iulianus war Iustininaus der erste, der sich als philosophisch-theologischer Schriftsteller betätigte.

Iustinianus hatte sich von Anfang an selbst einen Mythos auferlegt, der ihn dazu verpflichtete sich um die Wiederherstellung der antiken Reichsgrenzen, der Gerechtigkeit und dem Wohl von Kirche und Bürgern (und damit auch dem rechten Glauben) anzunehmen. Betrachtet man die von ihm initiierten Leistungen, so kann gesagt werden, dass er diesem Mythos weitgehend gerecht wurde.

Leider fand sich nach seinem Tod keine energische Gestalt mehr, die seine Pläne und Visionen hätte weiterspinnen können. Der wichtigste Faktor jedoch, der die Grenze zwischen spätantikem Oströmischen Reich und dem mittelalterlichen Byzantinischen Reich zog, war die grosse Pestepidedemie. Sie liess die letzten Reste der klassischen Antike für Jahrhunderte in der Versenkung der Geschichte verschwinden um sie angesichts des unfassbaren Schreckens der Zeitumstände durch übermässige christliche Frömmigkeit zu ersetzen.

Die den gesamten Mittelmeerraum beeinhaltende Sichtweise wandelte sich schon während seiner Herrschaft auf eine ostwärts gerichtete Politik und beschränkte somit den byzantinischen Staat auf das östliche Mittelmeer und den Konflikt mit den Persern und später den Arabern. Schon bald sollte mit dem Islam Byzanz nicht nur ein politisch organisierter Gegner, sondern auch eine gleichrangige monotheistische Religion gegenüberstehen. Es wäre sicher interessant zu erfahren gewesen, wie Iustinianus auf diese neue Entwicklung reagiert hätte.

 40-Nummien-Stück des Kaisers Iustinus aus den Jahren 550/551 im Gewicht von 18,54 g

Der Ausrufungspreis dieser Münze beim Wiener Auktionshaus für antike Münzen H.D.Rauch betrug EUR 120,00


Quellen: M.Clauss, "Die Römischen Kaiser", O.Veh, "Lexikon der römischen Kaiser", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)