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WIRTSCHAFT
Das Bankwesen in der Antike


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Bankwesen im Römischen Kaiserreich

Im Kaiserreich normalisieren sich die Geschäfte

Die Stabilisierung der politischen Ordnung unter Augustus bedeutete für die Bankiers einen Geschäftsrückgang. Dies war vor allem durch den nun nicht mehr vorhandenen Zwang vieler Politiker verursacht, die in republikanischer Zeit gewaltige Kapitalien für ihre Wahlkämpfe und Allianzen ausgegeben hatten. Auch liess man die bestehenden (Zwangs)Anleihen an Städte und Fürsten auslaufen und vermied es neue Verpflichtungen aufzuerlegen.

Andererseits gab es nun im wahrsten Sinne des Wortes ein wesentlich grösseres Betätigungsfeld. Durch die rechtlichen Standards des Geldwesens (Münzen, Buchhaltung, Zinsen) breitete sich das römische Bankwesen rasch in allen Provinzen des Imperiums aus. Doch die Entwicklung machte an den Grenzen nicht halt. Mit den Erlösen aus dem Transferhandel hielt in Parthien und später dem Sassanidenreich auch das Bankwesen Einzug.

Publicani (Steuerpächter) und nummularii (Bankiers) der republikanischen Epoche waren of ident. Dieser
Ausschnitt einer Grabstele zeigt Steuerpächter bei ihrer Arbeit; eine Szene, die auch bei Bankiers ähnlich war.
ex libro Flavio Conti "Das Römische Reich"; (c) imaginis incognitus

Krisenhafte Entwicklungen bedrohten seit jeher das Bankensystem. Im Depositengeschäft gab es selten Bestimmungen über die Dauer der Anlage. Vielmehr konnte der Einleger seine Kapitalien jederzeit zurückfordern. Häufte sich dies, so drohte dem Bankier der Bankrott. Wohl als Folge der Schlacht von Leuktra gingen etwa zahlreiche Geldverleiher im Athen der Jahre 371/370 v.Chr. pleite. Auch die eigentlich stabilen Geldverhältnisse der Hohen Kaiserzeit wurden von Geldkrisen heimgesucht. Manche Kaiser - etwa Tiberius 33 n.Chr. - begegneten ihnen mit der Gewährung von niedrig verzinsten Anleihen an Wechselbanken zur Wiederflüssigmachung des Kapitalmarktes.

Die Spätantike

Solange die römische Währung intakt gehalten wurde, blühte auch das Bankwesen. Erst die Inflation des 3.Jh.n.Chr. führte zu einem stetigen Rückzug der Geldwirtschaft. Die Bankiers und Geschäftsbanken kompensierten dies mit Naturalkrediten samt höchster damit verbundener Zinsen. Erst Kaiser Diocletianus konnte ein weiteres Abgleiten in die Naturalwirtschaft verhindern; allerdings hauptsächlich in den Ostprovinzen. Die fortschreitende Lenkung der Wirtschaft durch staatliche Organe beschränkte den Handlungsspielraum der Bankiers jedoch weiter. Müssig zu erwähnen, dass Anleihen in dieser Zeit eine seltene Ausnahme bildeten.

Nachdem die übertragbaren Unternehmensbeteiligungen im 1./2.Jh.n.Chr. aus dem Geschäftsleben verschwunden waren, tauchten sie interessanterweise am Wechsel zum Byzantinischen Reich im späten 6.Jh.n.Chr. wieder auf. Unter Iustinianus gab es auch wieder eine einheitliche Bankgesetzgebung, auf die man sich noch im Mittelalter bezog.

Trotz der Geschäftsausweitungen auf halb Europa und darüber hinaus stagnierte das römische Bankwesen seit dem 1.Jh.n.Chr. Weder Kreditnehmer noch Kapitalgeber hatten je versucht das Bankwesen zu verfeinern und es im Sinne einer Wirtschaftsförderung - wie sie etwa im Zeitalter der Industrialisierung stattfand - weiterzuentwickeln. Der Grund lag wohl im Fehlen des Bedarfes (und der zündenden Idee). Auch ist zu berücksichtigen, dass parallel die ökonomische (Mechanisierung, Fabriken, etc.) und soziale Ordnung (Sklaven) hätte umgekrempelt werden müssen.

Vespasianischer Denar


Quellen: H.Kloft "Die Wirtschaft des Imperium Romanum", DeMartino "Wirtschaftsgeschichte des alten Rom", H.Pleticha & O.Schönberger "Die Griechen" & "Die Römer", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)