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Bibliotheksinventar

Mit der Herausbildung des Tischlerhandwerks im 7.Jh.v.Chr. konnten nicht nur Tische, Stühle und Betten hergestellt werden, sondern auch Bücherschränke. Die Vorbilder hierfür lagen bei gewöhnlichen Truhen für Wäsche und Alltagsgegenstände.

Bereits in der Bibliothek von Pergamon hatte man sich Gedanken darüber gemacht, wie der Zerfallsprozess der Papyri verlangsamt werden könnte. Man löste dieses Problem, in dem die Bücherschränke nicht vollends aus Holz, sondern mit einer Marmorverkleidung, herstellte. Für das alte Griechenland war dieser Schritt keineswegs etwas Besonderes. Später vollzog man auch in Rom in der Kunst den Materialwechsel von Lehm und Holz hin zu Stein und Marmor.

Bestimmte Teile der Bücherschränke mussten jedoch immer aus Holz sein, da es um Beweglichkeit ging. In der Antike galten Falttüren als das nonplusultra in der Kunst und es ist anzunehmen, dass dies auch für die Bücherverwahrung galt. Falttüren konnte man von Atriumseingängen hin bis zu kleinen Schmuckkästchen finden. Für eine weite Verbreitung dieser Technik war also gesorgt. Derartige Scharniere konnten bereits für das 6.Jh.v.Chr. in Griechenland nachgewiesen werden. Ihre Renaissance hielt ungebrochen bis in die römische Spätantike an. Um das Auffinden der Bücher zu erleichtern, waren die Schränke nummeriert.

In den Speichern einer Bibliothek sowie in Privathaushalten kamen neben den erwähnten Bücherschränken noch Truhen zum Einsatz. Als Universalmöbel wurden sie schon sehr bald zur Bücherverwahrung benutzt, vor allem dann wenn sich die Anschaffung eines eigenen Schrankes nicht lohnte. Bekannt sind auch marmorne Truhen, die ob ihres Gewichts nur schwer transportiert werden konnten. Deswegen ist anzunehmen, dass sie als fixer Bücherspeicher für ein Dutzend Schriftrollen dienten. Holztruhen wiesen schon im alten Griechenland reichhaltige Verzierungen auf. Beliebt waren während der gesamten Antike zurückgesetzte Mittelteile mit Rosetten und Mäandermuster. Die Truhen standen auf Füssen und man verwendete gerne Greifenpratzen als Schmuck.

links: rekonstruierter Bücherschrank sowie "Philosophenstuhl"
(c) e libro W.Hoepfner "Antike Bibliotheken", p.5
rechts: reich verzierte Wäschetruhe (und kein antiker Kopierer ;-)
e libro A.H.Borbein "Das antike Griechenland"

Schriftrollen mussten entrollt werden und wenn man mehr Textspalten studieren wollte, benötigte man entweder kräftige, lange Arme oder einen Tisch um sie auszubreiten. Tische gehörten deshalb am einem gewissen Zeitpunkt zum Standardrepertoire einer antiken Bibliothek. Anfangs wird man sich mit Holztischen begnügt haben, doch tauchen bereits sehr früh unverrückbare Normtische aus Marmor auf. In der römischen Kaiserzeit wurden diese Tische grösser, sodass sie von mehreren Personen benutzt werden konnten, aber durch die Verzierungen ihrer Beine bzw. Seitenteile auch etwas eleganter.

Ein weiteres Utensil in Bibliotheken ist der Lesestuhl. Oft wurde auf Vasen eine gebildete Frau sitzend mit Schriftrolle dargestellt. Diese Stühle sind allesamt sehr fragil gehalten und waren bestimmt nicht Bestandteil einer Bibliothek, wo es eher um Robustheit ging. Bekannt ist auch der massivere Philosophenstuhl, der dem Typus eines Bibliotheksinventars sicher nahe kommt. Üblicherweise mit einer Rundlehne versehen, verwendete der Leser diese für seinen Arm als Stütze, während der zweite Arm mit dem anderen Ende der Schriftrolle auf das Knie gestützt wurde. Besonders beliebt waren geschwungene Beine, sodass von weitem der Eindruck entsteht, der Stuhl müsse eine enorme Last tragen.

Eine öffentliche Bibliothek ohne Marmorbüsten und Statuen war für die Menschen der Antike nicht denkbar. Man sollte den Hauch der Literatur und die grossen Schriftsteller der Vergangenheit hautnah erleben. Ihren Anfang genommen hatte diese Entwicklung mit den Tempelbibliotheken, wo die Gottheit (meist Athene) über die Bestände wachte. Den Schlusspunkt bildete das kaiserliche Rom, wo sich seit Augustus die Kaiser verewigten. Ergänzt wurden die Statuen durch zahlreiche Bilder und Malereien. Davon hat sich leider nichts erhalten.

War der Bibliothek auch ein Bankettsaal angeschlossen so erweiterte sich das Mobiliar durch Klinen, wo sich die Gäste bei Feierlichkeiten niederlassen und bewirtet werden konnten. Dort war auch offenes Feuer zugelassen, das in den Speichern vermutlich tabu war (bekanntlich brennt trockenes Papier wie Zunder...)

Schlussendlich gab es eine Menge bibliothekarisches Kleininventar, das für den Betrieb der Einrichtung unumgänglich war. Neben den Schreibutensilien, Rollstäben und Leitern sind vor allem Bücherkörbe und Leseeimer zu erwähnen. Bücherkörbe aus Holz bzw. Flechtwerk konnten verschlossen und mit einem Riemen versehen auch umgehängt werden. Mit einem Dutzend Schriftrollen versehen wurden sie auch von Lehrern benutzt, die ihre Utensilien für den Unterricht bei sich trugen. Ergänzt wurde diese Körbe noch mit ledernen Leseeimern, wo man bequem die Rollen herausnehmen konnte. Darin wurden von den Bibliotheksangestellten auch die Schriftrollen zusammengesammelt, um sie den Lesewilligen auszuhändigen bzw. sie wieder zurückzuschlichten.

Griechische Vase aus dem 5.Jh.v.Chr. mit der Abbildung einer lesenden Frau. Links daneben steht eine kleine Bücherkiste
e libro W.Hoepfner "Antike Bibliotheken" (c) bpk Berlin F3044 I.Geske


Quellen: W.Hoepfner "Antike Bibliotheken", L.Casson "Bibliotheken in der Antike", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)