Version LX

KULTUR
Unterhaltung


SPIEL AUS UR
TAU
SENET
MEHEN
58 LÖCHER

DIAGRAMMISMOS
PENTAGRAMMA
POLEIS PAIZEIN

TRIS
ALQUERQUE
MULINELLO
LUDUS LATRUNC.
12 SCRIPTA
TABULA

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Brettspiele

Übersicht

Brettspiele gehören schon seit der Vorzeit zum Unterhaltungsrepertoire des Menschen. Die ersten Spiele waren so einfach, dass ihre Bedeutung nicht auf uns gekommen ist. Parallel gab es eine Entwicklung, die diesen Spielen rituelle Handlungen beigab. Damit konnten mittels des Spiels (und des damit verbundenen Zufalls) Zauberformeln und Weissagungen gemacht werden.

Brettspiele zur reinen Kurzweil der Spiele tauchten erst viel später auf, als die Menschen bereits sesshaft geworden waren und die kulturelle Entwicklung eingesetzt hatte. Erst die Notwendigkeit des Einsatzes von Intelligenz, strategischem Denken und Geschicklichkeit in einem gesellschaftlichen Rahmen führten dazu, dass sich Menschen auf einfache Weise mit ihren Fähigkeiten messen konnten.

Archäologisch lassen sich Brettspiele häufig nachweisen (wenn auch nur in Fragmenten, die es alleine schon schwierig machen ein Spiel konkret zu identifizieren), doch fehlt hierbei fast immer die semantische Komponente; d.h. man kennt weder die Zahl der Spieler, noch die Regeln. Den ersten ergrabenen Beweis für Brettspiele glaubt man in aus dem 5.Jt.v.Chr. zu besitzen, der in der Umgebung von Slatino (Bulgarien) gemacht wurde. Dabei handelt es sich um 16 in Stein gehauene Vertiefungen, die ein Spielbrett ergeben, das vielleicht rituelle Bedeutung hatte.

Ägypten & Mesopotamien

In Ägypten kennt man aus der 2.Hälfte des 4.Jt.v.Chr. Tontäfelchen mit Linien, wie man sie von heutigen Brettspielen kennt. Da der Fund aus dem Grab eines Arztes stammt, ist von einer rituellen Bedeutung auszugehen. Aus einer Wandinschrift in Theben weiss man von der Existenz dreier Brettspiele: Senet, Tau und han (das Brett für zwei Spieler bestand aus ebensoviel konzentrischen Kreisen). Platon schrieb die Erfindung des Brettspiels mit Spielsteinen den Ägyptern zu und liefert einen Konnex zu Geometrie und Rechnen, was mit dem "Rechnen auf den Linien" sicher seine Richtigkeit hat. Die Hieroglyphe für den ersten Pharao Menes aus dem 3.Jt.v.Chr. stellte ein Brettspiel dar.

In Assyrien dürften Brettspiele bereits im 2.Jt.v.Chr. gespielt worden sein. Aus einer Keilschrifttafel um 177 v.Chr. weiss man um ein Spiel mit fünf vogelförmigen Spielsteinen, bei dem es auch um Einsätze ging. Auch im Nahen Osten spielte man bereits vor der Mitte des 2.Jt.v.Chr. Man kennt Spielbretter mit zahlreichen Linien und Feldern mit und ohne Markierungen. Von den damals bespielten Brettern sind bekannt: das Spiel aus Ur, Mehen, Senet, Tau sowie das von diesen deutlich unterscheidbare Spiel der 58 Löcher.

Griechenland

Wie in den anderen Kulturen spielte man auch in Griechenland gerne Brettspiele. Kreta und Zypern standen diesbezüglich schon früh unter ägyptischem Einfluss. Leider sind darüber kaum Informationen auf uns gekommen. Erste Funde weisen in die erste Hälfte des 2.Jt.v.Chr. Es wurden einige Spielbretter mit Linien und auch Spielfiguren ergraben, doch weiss man ansonsten nichts darüber. Funde gibt es auch aus der Zeit um das 4.Jh.v.Chr. aus Stein und Holz. Dem Gott Aesculap geweihte Spiele dürften zum Zeitvertreib der Kranken im Asklepeion-Heiligtum zum Einsatz gekommen sein.

Abbildungen von Spielern finden sich häufig auf Vasen mit dem besonderen Kennzeichen, dass sie einander sehr ähnlich sind und fast immer Achilles und Ajax darstellen. Literarisch sind griechische Brett- und Würfelspiele bereits im Homerepos erwähnt. es entwickelte sich das Wort petteia (grch. für Summe von Spielsteinen) als Synonym für alle Brettspiele mit Figuren. Später unterschied man zwischen pettaia als Denk- und Geschicklichkeitsspiele und kybeia als Glückspiele mit Brett und Würfel. In Summe hat man bisher drei griechische Brettspiele einigermassen identifizieren können: Pentagramma, Poleis paizein und Diagrammismos.

Rom

Die Interpretation der Funde römischer Brettspiele gestaltet sich schwierig, denn deren Fragmentierung lässt kaum Interpretationen zu. Ähnlichkeiten mit griechischen Spielen oder dem modernen Gänsespiel sind wahrscheinlich. Als erstes scheinen die Römer Spielbretter in Mosaiken eingebettet zu haben, wie ein Fund aus Algerien zeigt. Die ältesten Belege auf der italischen Halbinsel gehen bis in die Vorzeit zurück. Die eingeritzten Diagramme belegen das spielerische Talent auch bei Völkern ausserhalb der frühantiken Hochkulturen.

Für die ausgehende Republik und die folgende Kaiserzeit sind die Belege für Brettspiele schon häufiger, sodass man ein halbes Dutzend identifizieren konnte: Tris, Mulinello, Alquerque, Ludus latrunculorum, Duodecim scripta sowie Tabula. Dazu kamen mit Sicherheit noch die griechischen Spiele, auch wenn die Belege hierfür sehr dürftig ausfallen. Gespielt wurde übrigens gerne auf den Knien; d.h. Man sass sich eng gegenüber und legte das Spielbrett auf die nun vier Knie.

Römischer Spielstein mit frappanter Ähnlichkeit zu einem heutigen Casinojeton
(c) Ulrich Schädler, Musee du Jeu/Schweiz


Quellen: Marco Fitta, "Spiele und Spielzeug in der Antike", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)