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Die Provinz Sardinia et Corsica

Sardinien nach den Römern

Nach dem Niedergang der weströmischen Macht, begannen 440 n.Chr. die Überfälle der Vandalen aus Nordafrika. Da ihnen keine römische Flotte mehr Widerstand leisten konnte, besetzten sie Sardinien und hielten sich gut 80 Jahre. Erst 534 kam es unter oströmischer Führung zur Rückeroberung. Nach der Eingliederung in das byzantinische Provinzsystem blieb es für gut 200 Jahre lang friedlich, ehe die Araber im 8.Jh.n.Chr. mit ihren Piratenüberfällen begannen.

Um 815 wurden die Übgriffe derart häufig und heftig, dass Byzanz keine ausreichende Hilfe mehr anbieten konnte und  die Sarden beim Frankenkönig Ludwig den Frommen vorstellig wurden. Rasch entschwand Sardinien aus der byzantinischen Oberhoheit und auf der Insel bildeten sich vier Regionalstaaten, sogenannte iudices (Judikate) unter der Führung jeweils eines judex (Richters), die sich wohl aus der verbliebenen byzantinischen Oberschicht rekrutierten. In Summe teilten sie sich in etwa vier gleich grosse Stücke der Insel: Logudoro bzw. Torres im Nordwesten, Gallura im Nordosten, Arborea im Südwesten und Cagiari im Südosten. Die ersten Rechtsakte der Judikate datieren in das 10.Jh.

1016 veranlasste der Papst vermittels einer gemischten genuesisch-pisanischen Flotte die Befreiung Sardiniens von der Piratengefahr. Die Araber - damals Sarazenen genannt - unter Mugaid ibn Abd Allah al Amiri wurden vernichtend geschlagen und der Insel gelang rasch der politische und wirtschaftliche Anschluss an das Festland. In weiterer Folge rangen die beiden Seerepubliken Genua und Pisa um die Vorherrschaft.

Durch die Heirat des arboreatischen iudex Barisone mit der katalanischen Adeligen Agalbursa von Bas 1157 kam die Insel erstmals seit der Hochantike wieder mit dem westlichen Mittelmeer in Handelskontakt. 1164 arrangierte Barrisone diplomatisch geschickt - mit der Unterstützung der Katalanen, der Genuesen und Kaiser Friedrich I. - seine Erhebung zum König von Sardinien. Die Tragweite dieser Handlung war beschränkt, da sich zu diesem Zeitpunkt die vier Teilstaaten gegenseitig bekriegten und die Seerepubliken weiter um die Vorherrschaft rangen.

Da es militärisch keinem der Kontrahenten gelang die Oberhand zu gewinnen, wandte man sich an den Kaiser und Friedrich I. teilte 1175 Sardinien. Logudoro und Campidano fielen an Genua, Gallura an Pisa. Mit dieser Stärkung setzten die Seerepubliken nun ihre eigenen Kandidaten vom Festland als iudices durch. Doch die Macht der Judikate schwächte sich weiter ab und die meisten erloschen mit der Zeit. Schliesslich stellten sich einige Städte - etwa Sassari im Jahre 1294 nach 60jähriger Rechtlosigkeit - unter den Schutz Genuas.

Als einscheidend für die sardische und korsische Geschichte erwies sich die am 4. April 1297 erfolgte Belehnung der Insel durch Papst Bonifatius VIII. an König Jakob von Aragonien unter der Bezeichnung Regnum Sardiniae et Corsicae. Doch sollte es 26 Jahre dauern, ehe ein spanisches Heer begann die Insel wirklich in Besitz zu nehmen und Pisa ein Vertrag aufgezwungen werden konnte. Doch wie so oft in der Geschichte Sardiniens kam es bald zu Aufständen, die u.a. unter der Führung der Richterin von Arborea Eleonora d'Arborea standen. Nach der Niederschlagung erlosch dieses letzte Judikat im Jahre 1409. Im weiteren wurden die Sarden verschleppt, teils durch spanische Neusiedler ersetzt und auf Sardinien das System der Leibeigenschaft eingeführt. Die spanische Oberhoheit sollte bis in das 18.Jh. dauern, lediglich bedrängt durch arabische Seeräuber.

Korsika nach den Römern

Wie bei Sardinien, konnte auch im Falle Corsicas das zusammenbrechende Westrom keine Hilfe gegen Invasoren und Überfälle mehr bieten. Ab 410 n.Chr. dürften die Westgoten faktisch die Herrschaft innegehabt haben und ab 455 n.Chr. sorgten vandalische Überfälle für Unruhe. Die Vandalen errichteten Stützpunkte und erlangten zunächst die Oberhoheit. Um 500 n.Chr. eroberten die Ostgoten die Insel und ab 534 n.Chr. fiel sie an die Byzantiner. Abgesehen von einigen Invasionsversuchen vom Festland, hielt sich die Insel bis 725 in deren Provinzialverband. Da nun auch die byzantinische Macht zu schwinden begann, griffen die Langobarden nach Corsica, konnten aber nur wenige wichtige Positionen an den Küsten besetzen. Später wurden sie rasch durch die Franken verjagt. Deren König Pippin vermachte die Insel 755 dem Papst in Rom, nachdem bereits Gregor I. um 600 die Kirchengemeinden der Insel neu organisiert und den Machtschwund von Byzanz kompensiert hatte.

Bereits im 8.Jh. begannen die ersten arabische Überfälle und ab dem 9.Jh. flüchteten die Bewohner der korsischen Küsten regelmässig in das Landesinnere. Männer von Courage nutzten die unsichere Zeit und liessen sich vom Papst mit Land belehnen. Doch waren ihre Interessen mehr auf die Ausbeutung der eigenen Bevölkerung, als dem Kampf gegen die Sarazenen gerichtet. Im 11.Jh. war die Herrschaft dieser "Signori" derart verhasst geworden, dass sich die Menschen direkt an den Papst wandten. So übertrug Gregor VII. 1078 Corsica dem Bischof Landolfo von Pisa. Dieser konnte tatsächlich die Macht der Signori beschneiden und der Insel ein gewisses pisanisches Gepräge geben. Doch die Seerepublik Genua hatte ebenfalls ein Auge auf Corsica geworfen und erreichte 1132 bei Papst Innozenz III. eine Teilung nach Diözesen zwischen Pisa und Genua.

Doch Genua gab sich damit nicht zufrieden und führte einen erbitterten Seekrieg gegen die pisanischen Städte. In Bedrängnis geraten, bestimmten die Pisaner den lokalen Adligen Sinucello della Rocca zum iudex (Richter; vgl. Sardinien) ihrer Besitzungen. Tatsächlich gelang es ihm bis 1280 die gesamte Insel unter seiner Herrschaft zu vereinen, doch musste sich Pisa nach der verlorenen Seeschlacht von Meloria 1284 zurückziehen. Damit begann für Corsica die 500jährige Oberhoheit der Seerepublik Genua. Da sie nur im Norden von den Einheimischen unterstützt wurden, blieb die Lage auf der Insel mehr als unsicher. Ausserdem zeigte sich bald, dass sich Genua mit dem Erwerb übernommen hatte. 1453 musste die Seerepublik Verwaltung und Ökonomie der Insel an die Bank des Hl.Georg abtreten, ehe Genua 1562 die Insel zurückkaufen konnte. Für kurze Zeit von 1557 bis 1559 französisch, blieb Corsica bis 1729 ein Teil Genuas.

Kaiser Diocletianus teilte die Provinz gemäss der Geografie in zwei auf


Quellen: T.Bechert "Die Provinzen des Römischen Reiches", Baedeker Reiseführer "Korsika" & "Sardinien", W.Eck "Die Verwaltung des Römischen Reiches in der hohen Kaiserzeit", "Der kleine Pauly"

 

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(PL)