HEER |
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MARSCHGEPÄCK |
Marschgepäck
Das Gewicht (und die genaue Form) des von den Legionären mitgeführten Marschgepäcks war schon zu antiken Zeiten ein diskutiertes Thema. Zu Zeiten des Königtums und der frühen und mittleren Republik, als sich die Milizsoldaten ihre Ausrüstung selbst bezahlen mussten, gab es keine Norm und jeder nahm so viel mit, wie er gedachte zu benötigen. Vieles landete ohnehin beim Tross, sodass die Gewichtsbelastung beim Marsch geringer ausfiel. Mit der Heeresreform des Marius änderte sich die Gepäckslage von Grund auf. Nicht umsonst nannte man die Legionäre nun muli Mariani (die Maultiere des Marius). Um die Armee in weit entfernten Gebieten mobiler zu machen, halste man dem einzelnen Mann sein gesamtes Gepäck auf und begann die nun staatlicherseits zur Verfügung gestellte Ausrüstung zu normieren. So unterschied man zwischen miles impeditus dem durch das Marschgepäck behinderten Legionär und dem miles expeditus, der kampfbereit nur seine Rüstung und die Waffen trug. Die antike Kampfweise liess es nicht zu mit dem gesamten Gepäck zu kämpfen (wie es etwa in der Neuzeit praktiziert wurde). In der Regel blieb das Gepäck im befestigten Lager zurück. Bei Attacken aus dem Hinterhalt mussten die Bündel einfach weggeworfen werden. Um mit dem pilum einsatzbereit zu sein, benötigte der Legionär trotzdem nur 10 bis 15 Sekunden. Um voll einsatzfähig zu sein (Schild aus der Hülle, Helm aufsetzen, etc.) benötigte er knapp über eine Minute. Um die sarcina (Gepäckbündel) gut verteilt bei sich zu führen verwendete man die über die Schulter getragene furca (Tragestange). Diese wies in ihrem oberen Teil eine kurze Querstange auf um das Bündel zu stabilisieren. Beim Marsch wurde die furca am Schild abgestützt, der wiederum mittels eines Tragegurtes am Körper hing. So wurde das Gesamtgewicht gut verteilt, verursachte keine Scheuerstellen und entlastete den linken Arm (mit dem rechten trug man die pila über die Schulter). Um Gegenstände nicht lose transportieren zu müssen verwendete der Legionär verschiedene Behältnisse, so die mantica (Mantelsack), das reticulum (Proviantnetz) und die pera (Lederbeutel). Hierin landete auch das Kochgeschirr, allen voran die situla (Eimer), die patera (Name unsicher; Kasserolle) und die ampulla (Feldflasche). Letztere kamen in der Kaiserzeit auf und konnte auch - wie in modernen Armeen - am Gürtel getragen werden. Vorher wird sich der Legionär an einem Schlauch bedient haben. Die Utensilien wurden folgendermassen verpackt: die Ledertasche mit den Kleinutensilien wird mittels Metallringen an die Enden der Querstange gebunden, detto der Mantelsack. Proviantbeutel, Eimer, Kasserolle und Feldflasche werden am obersten Ende der Mittelstange befestigt herab.
links: ergrabene römische Feldflasche,
(c) Limesmuseum Aalen Die mitgeführten Ausrüstungsgegenstände sind durch zahlreiche archäologische Funde gut dokumentiert und ergeben ein genaues Bild vom Gewicht des Marschgepäcks. Einige Ausrüstungsgegenstände wurden bei Märschen, die nicht in Feindesland lagen oder lediglich der Verlegung dienten, auch dem schweren Tross überlassen (v.a. die Schilde). Im folgenden eine Übersicht über das Marschgepäck mit den Gewichtsangaben in kg: Schutzwaffen
Angriffswaffen
Persönliches Gepäck, Kleidung & Schuhmaterial
Nahrungsmittelrationen
Kochutensilien
Schanzzeug, Materialien &
Werkzeuge zum Lagerbau
Die Gesamtbelastung des einzelnen hing trotz aller Normierung von Einsatz und persönlichen Dingen ab. Folglich können folgende Gesamtgewichte errechnet werden:
Die angegebenen Gewichte übersteigen bei weitem die Aufbürdungen anderer Zeiten (Preussische Infanterie 1839: 34,0 kg; Deutsche Infanterie 1914: 28,3 kg; Russische Infanterie 1914: 38,0 kg; Deutscher Panzergrenadier (Sommer) 1986: 39,1). Weiters ist zu berücksichtigen, dass der Legionär mit seinem Gepäck wochenlang durch unwegsames Gelände marschieren musste. Eine Erhöhung der Marschleistung liess sich nur durch Reduzierung des Gewichts erreichen und umgekehrt. Den Befehlshabern war dies bekannt und bewusst. Die aus dem Gewicht resultierende Disziplin und Ausdauer war das Rückgrat der römischen Armee. Es ist bekannt, dass sich die Soldaten bei leichterem Dienstbetrieb (Standlager) sich sofort der Last zu entledigen suchten und auf Maultiere und Sklaven zurückgriffen. Nicht einmal mussten die Kommandanten dagegen einschreiten. Die Leistung der schweren Infanterie ging in der Spätantike erst dadurch merklich zurück, als die Soldaten sich weigerten das Gepäck meilenweit mitzuschleppen. |
Römischer Legionär samt Marschgepäck. |
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Quellen: Marcus Junkelmann, "Die Legionen des Augustus"; Simon Macdowall, Gerry Embleton, "Late Roman Infantryman 236-565 AD"; Simon Macdowall, Christa Hook, "Late Roman Cavalryman 236-565 AD", Marcus Junkelmann, "Panis Militaris" |
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