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SCHILD |
Schild
Der Schild stellt die einzige Verteidigungswaffe dar, die der Legionär im Kampf nicht an seinem Körper getragen hat. In der Antike gab es viele Stämme, die nur den Schild als Körperschutz kannten und selbst die schwere Infanterie der Mittelmeerkulturen mass ihm grosse Bedeutung zu, da er alleine in der Lage war Volltreffer abzuwehren. Die am Körper getragenen Schutzvorrichtungen konnten lediglich Schläge mindern und leichte Treffer einstecken. Der Schild stellte darüber hinaus nicht nur eine Verteidigungswaffe dar. Mit ihm konnte man im Nahkampf den Gegner behindern, ihm die Sicht nehmen und zurückdrängen. In der Formation eingesetzt kam die Phalanx-Wirkung - die Schildmauer bei der sich alle gegenseitig deckten - zum Tragen. Einen Schild zu verlieren galt in fast allen Kulturen des Mittelmeerraumes als Schmach. Da man ihn bei Flucht vom Schlachtfeld ob seines sperrigen Formats als erstes wegwarf, wurde die "Schildlosigkeit" als Zeichen der Niederlage gedeutet. Die überaus wichtige Rolle dieses Ausrüstungsgegenstandes wird weiters durch das Anbringen individueller Zeichen und religiöser Symbole unterstrichen. Gleiche Schildmotive förderten den Korpsgeist und kennzeichneten die Einheit. Es scheint allerdings auch Rangabzeichen gegeben zu haben. Die oftmals verwendeten Adlerflügel, Blitze und Donnerkeile bezogen sich auf Iuppiter als Schutzgottheit. Die Legionäre verwendeten das in Italien entwickelte scutum; den länglichen gewölbten Schild. Zu Zeiten der Republik und zu Beginn des Kaiserreiches hatten die Schilde eine ovale Form. Erst Mitte des 1.Jh.n.Chr. kam die rechteckige Version in Gebrauch. Die eigenständige Entwicklung lässt sich bis ins 7.Jh.v.Chr. zurückverfolgen. Das scutum besitzt im Gegensatz zu anderen Schildformen eine deutliche Wölbung, die nur unter Einsatz von aufwendiger Sperrholztechnik gefertigt werden konnte. In Ägypten erhalten gebliebene Reste zeigen mehrfach verleimte Birkenholz- oder Platanenbrettchen, die unter Dampf und Druck auf eine Form aufgebracht worden sind, damit sie die gewünschte Form erreichen konnten. Die Schilde wurden meist mit Leinen und Rindsleder, selten auch mit Filz, überzogen, da erst die Bespannung ihnen die nötige Festigkeit ermöglichte. In der Mitte der spina (hölzernes oder metallenes Strukturgerippe) befand sich ein hölzerner - später in Metall ausgeführter - umbo (Schildbuckel), in der man den Schild mittels eines Handgriffes hielt. Die Festigkeit dieser Konstruktion ist bemerkenswert. Wurfspeere, Geschosse und andere kleinkalibrige Fernwaffen werden abgehalten. In aller Regel deckte sich der Legionär bei Beschuss völlig hinter den Schild. Natürlich konnten einzelne Geschosse das Holz durchdringen, blieben allerdings dort stecken und verletzten den Soldaten kaum. Einzig der Haltegriff lag exponiert, war aber metallen geschützt. Caesar erwähnt den Schild eines Centurios, der angeblich 120 Pfeiltreffer aufwies. Im Nahkampf konnte das scutum zudem problemlos Hiebe und Stiche von Schwertern abfedern. Um den Schild ausserhalb der Einsätze zu schützen (vor allem vor Nässe), verwendete man das tegimentum scuti (Schildhülle aus Leder). Auf ihr war ein kleines Täfelchen mit der Angabe von Legion und Kohorte aufgenäht. Mitsamt des noch dazugehörigen Tragegurtes kam der Schild auf über 10 kg. diverse Schilddesigns der hohen
Kaiserzeit Der grosse ovale Legionärsschild wurde im 1.Jh.n.Chr. von der rechteckigen Form verdrängt (es gab Übergangsformen) und nur die Prätorianer behielten ihn bis ins 2.Jh.n.Chr. bei. Das neue scutum war in puncto Verteidigung dem alten deutlich unterlegen. Es war trotz Verstärkungsleisten nicht nur instabiler, sondern der Mann hinter ihm musste sich wesentlich kleiner machen um voll gedeckt zu sein. Das grosse Plus stellte allerdings das verminderte Gewicht von knapp über 6 kg (gegenüber gut 10 kg beim alten) dar. Damit war er auch im Gefecht einfacher einzusetzen. Die Auxiliareinheiten verwendeten stets eigene Schildformen. Hatten sie dennoch das scutum, so besassen die Einheiten den Beinamen scutata. Besonders beliebt war vom 1. bis 3.Jh.n.Chr. ein flacher Ovalschild unterschiedlicher Grösse, der von keltischen Formen des 3.Jh.v.Chr. abstammte. Weitere Schildformen waren nicht nur einfach oval, sondern manchmal auch oben und unten abgekantet oder gar sechseckig. Kavallerieschilde scheinen ähnlich oval gewesen zu sein und unterschieden sich nur durch den Handgriff, der nicht horizontal, sondern vertikal angebracht war. Alte Kavallerieeinheiten, die in spätrepublikanischer Zeit aufgelöst worden waren, hatten die parma equestris (kleiner Rundschild von etwas über 50 cm Durchmesser und ca. 2,7 kg). In der Armee der hohen Kaiserzeit erlebte diese reine Verteidigungswaffe für den Notfall eine Renaissance bei den Feldzeichenträgern und Musikern, da diese das schwere scutum nicht tragen konnten. |
Schild in Lederhülle |
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Quellen: Marcus Junkelmann, "Die Legionen des Augustus"; Simon Macdowall, Christa Hook, "Late Roman Cavalryman 236-565 AD", Marcus Junkelmann, "Panis Militaris"; Simon Macdowall, Gerry Embleton, "Late Roman Infantryman 236-565 AD" |
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