Version LX

HEER
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Der am Körper getragene Panzer

Der älteste und einfachste Körperschutz war die bis in mittelrepublikanischer Zeit verwendete pectorale (grch. kardiophylax). Diese runde oder rechteckige Bronzeplatte von 15 bis 20 cm Durchmesser wurde mittels zwei Riemen über die Brust geschnallt. Endgültig ausser Gebrauch scheint sie übrigens erst mit der Heeresreform des Marius gekommen zu sein.

reich verzierte Pektorale eines italischen Söldners in karthagischen Diensten,
ergraben in Nordafrika,
(c) Musée Nationale de Bardo Tunis

Lederpanzer - oder auch Leinenpanzer wie der grch. linothopax (Klappenpanzer aus Leinen) - waren im römischen Heer unüblich. Der Leinenklappenpanzer bestand aus verleimten Leinenschichten. Er wurde um den Körper gewickelt und an der linken Seite verschlossen. Alsdann klappte man Schulterstücke über die unbedeckten Schultern und band sie auf der Brust fest. In republikanischer Zeit wurden zeitweise von Offizieren und Kavalleristen solche Formen getragen, kamen jedoch schnell wieder ausser Mode.

Sehr häufig hingegen kam bei allen Dienstgraden lorica hamata (Kettenpanzer) zum Einsatz. Möglicherweise eine keltische Erfindung, war die Herstellung desselben zwar sehr zeitraubend, erforderte aber kein überragendes technisches Wissen. Im Einsatz waren solche Kettenpanzer sehr flexibel und konnten sich der jeweiligen Körperhaltung perfekt anpassen.

Vom Aussehen her handelte es sich um ein zylindrisch geschnittenes, weites ärmelloses (durch den weiten Schnitt entstanden jedoch Scheinärmel) Hemd mit aufgedoppelten, über der Brust zusammengehefteten, Schulterstücken, den vom griechischen Klappenpanzer übernommenen humeralia. Die Verdopplung an den Schultern schützte die Halsgegend zusätzlich (sowohl gegen Schläge als auch Wundscheuerung bei Tragegerüsten). Um optimalen Schutz zu gewährleisten reichte das Hemd bis ein oder zwei Handbreit über die Knie.

Vom 1.Jh.v.Chr. an zeigten sich die Legionäre damit für 200 Jahre in einem sehr einheitlichen Bild. Bis in die Mitte des 1.Jh.n.Chr. gürtete man den Kettenpanzer um Last von den Schultern zu nehmen (immerhin gut 30.000 Drahtringchen mit bis zu neun Kilogramm Gewicht!). Ebenfalls in dieser Zeit kam eine etwas abgeänderte Version auf, bei der einerseits die Schulterstücke mehr um die obere Brustpartie gelegt wurden und andererseits die Gesamtlänge reduziert wurde. Bevorzugt zum Einsatz kam diese zunächst bei Kavalleristen und den Trägern der Feldzeichen (vielleicht eine Art Dienstgradabzeichen), später wurde sie von allen Mannschaftsgraden verwendet.

Im Gegensatz zu mittelalterlichen Kettenhemden wurden alternierende Reihen zusammengebogener hami (Eisenringchen mit drei bis nun Millimeter Durchmesser) verwendet. Um mehr Festigkeit zu erhalten konnte man sie auch vernieten. (Die Herstellung eines nicht vernieteten Kettenhemdes dauerte wenigstens 200 Stunden)  Rostgefahr bestand nicht, wenn der Panzer ständig getragen wurde, da sich Rost schnell abrieb. Der Kettenpanzer überdauerte alle Jahrhunderte und wurde in der Spätantike zur meistgetragenen Panzervariante.

links: rekonstruierte Kettenglieder, (c) British Museum
rechts: ergrabenes Schuppenstück,
(c) National Museum of Antiquities of Scotland

Für den modebewussten Offizier gab es noch eine bronzene Version, die aus besonders feingliedrigen Ringen hergestellt wurde. Er lag zwar besser auf der Haut, bot allerdings keine erhöhte Schutzwirkung. Zum Schutz ist noch zu sagen, dass er vor allem gegen oberflächliche Verwundung schützte. Ein direkter Hieb wurde nur unzureichend abgefangen und konnte durchaus zu Knochenbrüchen und Platzwunden führen, obwohl eine Schnittverletzung völlig abgehalten wurde.

Eine starke Konkurrenz zum Kettenpanzer war die lorica segmentata (geschobener Schienenpanzer). Der Name ist eine Neuschöpfung, da die antiken Schriftsteller ihn mit keinem Wort erwähnt haben, obwohl er eine rein römische Erfindung war. Auch taucht er auf Bildnissen erst in trajanischer Zeit auf, obwohl es ihn unter bereits seit tiberianischer Zeit gegeben hatte. Benutzt wurde er ausschliesslich von den Mannschaften und auch konnte er nie den Kettenpanzer völlig verdrängen.

Der Schienenpanzer bestand aus ineinandergeschobenen, auf genieteten Riemen befestigten Eisenplatten. Er war leichter als ein Muskelpanzer, bot Hieben einen festen Widerstand, garantierte ein Mindesmass an Bewegungsfreiheit und war sehr einfach in Massenproduktion herzustellen. Als Nachteil ist anzumerken, dass er die Gliedmassen nicht schützte, im Sommer sehr heiss werden konnte und durch die Riemenkonstruktion reparaturanfällig war. Im 3.Jh.n.Chr. verschwand deshalb der Schienenpanzer trotz seiner genialen Konstruktion wieder; wohingegen der Kettenpanzer wieder an Beliebtheit zunahm.

Aus dem Orient über griechische Vermittlung kam die lorica squamata (Schuppenpanzer) bereits zu republikanischer Zeit in der römischen Armee in Gebrauch. Seinen Ursprung hatte der Schuppenpanzer im Leinenklappenpanzer, da an diesem (vor allem an den Schulterstücken) Metallplättchen befestigt worden waren. Mit einem Schuppenbesatz bis zur Taille konnte man ihn noch bis Christi Geburt finden.

Danach verwendete man die ausschliesslich römische Weiterentwicklung in der Form eines völlig mit Metallschuppen bedeckten bis auf dei Oberschenkel reichenden Leinenhemdes. Die überflüssig gewordenen Schulterstücke liess man aber erst in der 2.Hälfte des 1.Jh.n.Chr weg und dienten derweilen als Zierde. Die Schuppen unterlagen bezüglich Grösse (2 bis 3 cm breit, 3 bis 5 cm hoch) und Stärke beträchtlichen Schwankungen. Das Gewicht konnte so von sechs bis 15 kg variieren. An Formen bevorzugte man ein unten rund oder spitz zulaufendes Schild.

Es gab auch lorica plumata, die einen Mittelgrat aufwiesen und wie Metallfedern aussahen. Um die Stabilität zu erhöhen waren sie nicht nur am Leinengewand mittels zwei Paar Ösen festgemacht, sondern auch durch einen Draht horizontal und vertikal verbunden. Für besonders eifrige Dienstgrade gab es noch die Möglichkeit sich besonders kleine Schuppen auf ein Kettenhemd ziehen zu lassen.

Da der Schuppenpanzer schön gleichmässig glänzen konnte, wurde er bevorzugt von höheren Chargen (Centurionen, Aquilifer), manchmal auch von Kaisern, getragen und stand damit in Konkurrenz zum Kürass. Legionäre benutzten selbst einfache Versionen selten. Häufiger gab es ihn bei der Kavallerie und überproportional häufig bei orientalischen Hilfstruppen (Bogenschützen). In der Spätantike verstärkte sich der Gebrauch des Schuppenpanzers und wurde ergänzt um den aus Persien stammenden Lamellenpanzer.

Zu den ältesten Panzerformen zählte noch der bronzene thorax (Kürass). Er hatte sich aus dem Glockenpanzer der Griechen entwickelt und war bereits in republikanischer Zeit den Offizieren vorbehalten. In der hellenistischen Ära wurde daraus der dem menschlichen Oberkörper nachgebildete Muskelpanzer; in kurzer Form für die Kavallerie, in längerer Form für die Infanterie. Ersterer kam feldmarschmässig für hohe Offiziere im Einsatz, der andere diente als Paradestück. In diesem Sinne wurde der römische Muskelkürass - ganz im Gegensatz zu den griechischen Formen -  mit allerlei Verzierungen versehen. Am beliebtesten war ein zentrales Gorgonenhaupt, gefolgt von Greifen. Durch die grosse Fläche liessen sich zudem schillernde Gold-Silber-Effekte erzielen.

links: süditalischer Muskelpanzer, Mitte 4.Jh.v.Chr., (c) N.V.Sekunda
rechts: reich verzierter Muskelpanzer des Augustus

Der Muskelpanzer bestand aus Vorder- und Hinterteil, die mittels Stiften und Riemchen aneinander befestigt wurden. Als Ergänzung gab es humeralia (scharnierbewegte Schulterstücke), die mittels Ösen befestigt wurden. Dies gehörte eigentlich nicht zum klassischen Muskelpanzer und war vom griechischen  Klappenpanzer übernommen worden. Damit der Panzer an seiner Unterseite nicht reiben konnte brachte man dort noch Lederverzierungen an.

Der Muskelkürass musste dem Träger angemessen werden und war entsprechend teuer. Zwar bot er einen sehr guten Schutz, doch in einer Schlacht war er unhandlich. Folglich beschränkte sich sein Einsatz in der Kaiserzeit auf Stabsoffiziere und Feldherrn (damit natürlich auch die Kaiser). Lediglich die Prätorianergarde dürfte ihn als Paradestück auch für Mannschaften besessen haben.

Kettenpanzer
mit Militärgürtel
(c) Legio XV Apoll.

Schulterstück des Schienenpanzers
(c) Legio XV Apoll.

rekonstruierter spätantiker
Lamellenpanzer
für Gliedmassen
(c) NationalMuseums
of Scotland


Quellen: Marcus Junkelmann, "Die Legionen des Augustus"; Simon Macdowall, Gerry Embleton, "Late Roman Infantryman 236-565 AD"; Simon Macdowall, Christa Hook, "Late Roman Cavalryman 236-565 AD", Marcus Junkelmann, "Panis Militaris"
 

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(PL)